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Mentelin (1462)
Die Epistel zu den Corinthe 13


1 Ob ich rede in zungen der engel und der leút; wann hab ich der lieb nit: ich bin gemacht als ein ere lautent oder als ein schell klingent.

2 Und ob ich hab die weyssagung und erkennen all tugent und all wissentheit und ob ich hab allen den glauben also das ich ubertrag die berg, wann hab ich der lieb nit ich bin nichtz.

3 Und ob ich tail alles mein gůt an die essen der armen, und ob ich antwurt meinen lieb also das ich brinne, wann hab ich der lieb nit, es verfecht mir nichtz.

4 Die Lieb ist gefridsam; sy ist gútig. Die lieb die neit nit, sy thůt nit widerwertigs; si zerbleet sich nit,

5 sy ist nit geitig; sy sůcht nit die ding die ir seint. Sy raitzt nit, sy gedenckt nit daz ubel;

6 sy frewet sich nit uber die ungangkeit; wann sy entzamt frewet sich der warheit.

7 Alle ding uber tregt sy, alle ding gelaubt sy, alle ding versicht sy sich, alle ding derleidt sy.

8 Die lieb geviel nye. Es sey das die weyssagungen werden verúppigt; es sey das die zungen aufhoͤrent; es sey das die wissentheit werde verwůst.

9 Wann wir erkennen vom tail; und weyssaggen vom tail.

10 Wann so das kumpt das do ist durnechtig; so wirt verúppigt das daz do ist vom tail.

11 Do ich was ein lútzer ich rett als ein lútzer; ich wisst als ein lútzer; ich gedacht als ein lútzer. Wann do ich wart gemacht ein man; ich verúppiget die ding die do waren des lútzeln.

12 Wann nu sehen wir durch den spiegel in bedeckung; wann denn von antlútz zů antlútz. Wann nu erkenn ich vom tail; wann denn erkenn ich; als ich auch bin erkannt.

13 Wann nu beleibent dise drey ding der gelaub, die zůversicht, die lieb; Wann daz merer dirr ding ist die liebe.
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